Antisemitische Verschwörungsmythen und Krisendiskurse als Angelpunkte rechtsextremer Mobilisierung: Bayern im transregionalen und europäischen Kontext
Das Doppelprojekt untersucht aus soziologischer und politikwissenschaftlicher Perspektive antisemitische Verschwörungsmythen und ihre Struktur, Funktion und Bedeutung im parteiförmig und nicht-parteiförmig organisierten Rechtsextremismus in Bayern. Es versteht sich als empirisch fundierte, qualitative Grundlagenforschung mit hoher gesellschaftlicher Relevanz und Aktualität.
Spezielles Augenmerk liegt auf Verschwörungserzählungen in der „Fluchtkrise“ der Jahre 2015/16, der Corona-Krise, der Klimakrise und in der Krise infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine. Der Antisemitismus ist seit der politischen Moderne der zentrale Verschwörungsmythos, der gesellschaftliche Prozesse, Krisen, Kriege und Transformationen durch das Handeln „der Juden“ personifizierend „erklärt“; er gilt als das historische Verschwörungsphantasma par excellence. Verschwörungsmythen sind daher kaum ohne Antisemitismus zu denken und umgekehrt.
Neben der Frage, wie rechtsextreme Mobilisierung und Kommunikation in Bayern in diesen als Krisen wahrgenommenen Ereignissen auf implizit oder explizit antisemitische Verschwörungsmythen zurückgreifen, erforscht das Projekt außerdem die Vermittlung des rechtsextremen Framings mit einem breiten Spektrum gesellschaftlicher Krisendarstellungen. Auch die Überschneidungen von Antisemitismus und Verschwörungsideologie mit sexistischen, antifeministischen, nationalistischen und rassistischen Diskursen werden systematisch in den Blick genommen.
Das Projekt stellt diese Forschungsergebnisse schließlich in einen überregional-europäischen Vergleichskontext und verspricht so, eine Forschungslücke zu schließen.
Prof. Dr. Lars Rensmann
Universität Passau
Lehrstuhl für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Vergleichende Regierungslehre
Prof. Dr. Karin Stögner
Universität Passau
Elke Rajal
Universität Passau
Nikolai Schreiter
Universität Passau
Lehrstuhl für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Vergleichende Regierungslehre