„Reichsbürger“ und „Selbstverwalter“ –
Zeithistorische Untersuchung einer verschwörungsideologischen Bewegung mit Bezügen zum Rechtsextremismus

Spätestens seit dem „Polizistenmord“ von Georgensgmünd im Jahr 2016 sind „Reichsbürger“ in der öffentlichen Wahrnehmung als Bedrohung des Rechtsstaates präsent. Doch wer sind die Anhänger:innen dieser Bewegung, woher kommen sie? Handelt es sich um Rechtsextreme? Oder gibt es nur Anknüpfungspunkte nach rechts?

Eine verschwörungsideologische, staatsfeindliche Szene existiert nicht nur in Bayern mindestens seit einigen Jahrzehnten. Gemeinsam ist den sehr unterschiedlichen Einzelpersonen oder Gruppierungen die Imagination, dass die Bundesrepublik Deutschland kein legitimer Staat sei, sondern ein von Eliten gesteuertes Instrument, um die Bevölkerung zu unterjochen. So lehnen sie die Institutionen des Staates ab und wehren sich gegen seine vermeintlichen Zumutungen – ob mit pseudojuristisch argumentierenden Schriftsätzen, mit der Gründung vermeintlich autonomer Staaten oder mit Waffengewalt. Damit eng verknüpft ist ein antidemokratisches und revisionistisches Geschichtsbild. Bislang ist nur wenig über die Entstehung, die inneren Strukturen und die Einflüsse der Reichsbürgerszene bekannt. Manche Traditionslinien lassen sich bis in die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg verfolgen. Andere Einflüsse auf die Szene sind deutlich jünger. Das Projekt untersucht die verschwörungsideologischen und geschichtsrevisionistischen Konstruktionen der Bewegung ebenso wie ihre Auseinandersetzungen mit kommunalen und staatlichen Institutionen in Bayern. Auch internationale Einflüsse werden berücksichtigt, denn ähnliche Szenen, die rechtstaatliche Strukturen rigoros ablehnen und vermeintlich autonome Räume der Selbstverwaltung gewaltsam beanspruchen, gibt es auch in anderen Ländern.

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